Was tun sie stattdessen?
Der Tag als der Vater meiner Kinder ging, ist nun über 5 Jahre her. Eine lange und sehr intensive Zeit mit vielen bewegenden Momenten, die mich für mein weiteres Leben geprägt haben.
Meine Chefin sagte damals: „Alexandra, wenn du da durch bist, bist du eine viel bessere Therapeutin.“ Heute weiß ich, was sie mir damit sagen wollte und es bleibt ein Prozeß.
Ich wurde vor kurzem gefragt: Was war deine wichtigste Beziehungserfahrung.
Ich habe nicht sehr lange überlegen müssen. Die Zeit mit mir „allein“ in den ersten 3,5 Jahren.
Es gab Zeiten, wo ich sowas davon entfernt war mit mir und meinem Leben zufrieden zu sein. Ich fand alles nur sch…..ungerecht und wäre am liebsten in einen Flieger gestiegen und abgehauen. Jegliche Gefühle und Bedürfnisse bekamen plötzlich einen völlig neuen Stellenwert und ich erlebte sie in voller Ausprägung.
Anfang diesen Jahres fing ich an zu forschen, was zufriedene und glückliche Menschen von sehr erschöpften, unzufriedenen Menschen unterscheidet.
Oder konkreter gesagt, was macht den Unterschied zwischen zufriedenen und unzufriedenen Alleinerziehenden aus?
Vor einer Woche veröffentlichte ich bei Facebook eine Statistik die zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken bei Alleinerziehenden mehr als doppelt so hoch ist, im Vergleich zu Menschen, die in klassischen Familien leben.
In den nachfolgenden Kommentaren wurden viele politische und soziale Gründe angeführt, wieso es so schwierig ist für Alleinerziehende. Dem kann ich voll und ganz zustimmen! Aber...und jetzt kommt ein aber..
Trotz oft vergleichbarer äußerer Umstände, geht es der/dem einen Alleinerziehenden besser als Anderen.
Stattdessen sind sich zufriedene Alleinerziehende bewusst, dass sie Hilfe durch Freunde, Familie und Organisationen brauchen. Sie trauen sich um Hilfe zu bitten und sehen darin eine Stärke.
Plötzlich hat man eine ganze Menge Verantwortung im Alltag. Auch wenn es einen helfenden Kindsvater bzw. Kindesmutter gibt, tritt dieses Gefühl bei fast allen auf. Damit ist oft der Gedanke: „Ich muss das jetzt alleine packen.“ verbunden.
Ich habe mir zu Beginn Hilfe geholt, wo es nur ging. Ich war einfach blind für mich selbst. Meiner anfänglichen Hilflosigkeit begegnete ich mit Informationen durch den Kinderschutzbund, den Erziehungsberatungstellen, meinem Anschluss an eine Gruppe für Alleinerziehende und einem eigenen Coaching.
Stattdessen sind sich zufriedene Alleinerziehende sehr bewusst, welche Situation bzw. Menschen ihnen Kraft kosten und halten sich davon fern.
Viele kämpfen Monate und teilweise jahrelang um ihr Recht und haben sehr viel Angst. Diese Angst wirkt wahnsinnig erschöpfend und Energie raubend.
Mich hat das ewige Rangeln um die Umgangszeiten viele Emails, SMS und Zeit gekostet. Ich habe damit aufgehört-für mich und für meine Kinder. Denn wenn ich mehr Energie habe, profitieren sie davon.
Stattdessen sind sich zufriedene Alleinerziehende darüber bewusst, dass Fehler machen dazu gehört und es keinen perfekten Menschen gibt.
Viele haben den Anspruch ihren Haushalt genauso weiterzuführen wie vor der Trennung. Von manchen weiß ich, dass der Wunsch nach Fehlerfreiheit sogar noch zunimmt, da man sich darüber „Anerkennung“ vom außen erhofft. Der Partner ist ja nicht mehr da.
Ich lebe seit 5 Jahren die 60 Prozent-Regel. Mehr geht einfach nicht (z.B. wenig Kleidung zum Bügeln kaufen, Wäsche wandert aus dem Wäschekorb direkt an meinen Körper, Texte einmal kontrollieren (ja…es gibt Fehhhler ;)), Be perfect unperfekt!
Stattdessen kennen zufriedene Alleinerziehende ihr eigenes „Ja“ zu sich selbst. Sie wissen um ihre Grenzen und befürchten keine Ablehnung, wenn sie eine Bitte ausschlagen.
Hinter dem „Ja“ steckt oft die Sorge nicht mehr gemocht zu werden. Und das wollen wir ja nach einer Trennungserfahrung gerne vermeiden. Mit dem Wissen um deine eigenen Wünsche, wird ein „freundliches Nein“ viel leichter über die Lippen gehen.
Stattdessen konzentrieren sich zufriedene Alleinerziehende auf die Dinge, die änderbar sind.
Ein Beispiel dazu: Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne. Ich kann es nicht ändern! Aber ich kann mich entscheiden, ob ich eine Sonnencreme nutze oder nicht, um in Folge keine verbrannte Haut zu haben.
Wenn die klassische Familie nicht mehr besteht, kann man das meist nicht ändern. Aber du hast einen Einfluss darauf, ob du dich weiter verbrennst (Streit, Konflikte etc.) oder du dich eincremst (Distanz, Fokus auf die Gegenwart und Zukunft legen).
Stattdessen wissen zufriedene Alleinerziehende, dass ihr Wert als Mensch unabhängig von dem ist, was sie tun oder machen.
Es ist in unserer Gesellschaft leider üblich, dass wir mehr und mehr unseren Wert mit dem was wir leisten verknüpfen. Je mehr das nämlich der Fall ist, desto eher ist ein Burnout vorprogrammiert.
Mach dir jeden Tag erneut bewusst, dass alleine das du da bist, dich zu einem liebenswerten Menschen macht. Egal ob allein erziehend oder nicht.
Stattdessen bedauern zufriedene Alleinerziehende ihr Verhalten in manchen vergangen Situationen. Sie übernehmen ihren Teil an Verantwortung ohne sich komplett als Mensch in Frage zu stellen.
Jeder von uns kennt den Gedanken: „Hätte ich doch…… Ich kann meinen Kinder xy nicht bieten……“ Oder „Er oder sie ist daran schuld, dass es so gekommen ist……“
An dieser Stelle sage ich immer: „Ja, du darfst das Bedauern. Doch dein aktuelles Wissen, hattest du zu dem damaligen Zeitpunkt einfach nicht zur Verfügung.“
Ich habe auch oft gedacht: „Er ist Schuld an allem“….obwohl ich tief in mir wusste, dass das nicht stimmt. Erst jetzt, wo ich mir meinen Anteil an der Trennung eingestehen kann, wird eine neue Energie frei, die ich für mich nutzen kann.
Schuld ist ein Klebstoff, um alte Muster und Beziehungen nicht zu verlassen.
Stattdessen wissen zufriedende Alleinerziehende, dass nur dann wenn es ihnen gut geht und sie sich selbst wichtig nehmen, es dem Kind bzw. den Kindern gut gehen kann.
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn verwirrt war. Da ging ich in die Beratungsstellen für die Kinder und wurde gefragt: „Wie geht es ihnen denn?“
Nach 5 Jahren ist es mir völlig klar, dass ich der Dreh- und Angelpunkt für diese zwei kleinen Menschen bin und das kann ich nur sein, wenn ich MICH wichtig nehme!
Stattdessen wissen zufriedende Alleinerziehende, dass es wichtiger ist, den inneren Befürworter zuzuhören und ihn zu fördern.
Seit stolz auf dich und das was du jeden Tag alleine bewältigst!
Der innere Kritiker liebt solche Sätze wie: Du musst, sollst oder du kannst das nicht. Mein innerer Kritiker wird immer besonders dann laut, wenn ich nicht genug auf mich geachtet habe. Dann ruft er: „Wie willst du das bloß schaffen…?“.
Mit dem bewussten Wahrnehmen deines inneren Kritikers wird er meist schon etwas leiser werden.
Trotz der äußeren nicht leichten Umstände, hast DU die Chance dein Leben selbst zu gestalten und nach und nach dahin zu verändern, wieder mehr Energie und Freude zu entwickeln!
Ich kenne keinen einzigen Menschen, der ad hoc alle die oben genannten Fähigkeiten besitzt. Es ist ein Prozeß……..und DU schaffst das!
Hinterlasse mir sehr gerne einen Kommentar und teile diesen Artikel.
Alles Liebe und Gute
Alexandra Widmer
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Natürlich sind das wertvolle Tipps gerade für Alleinerziehende, aber mich als Single-Mann in jungen Jahren haben die Punkte ebenfalls sehr angesprochen. Ich denke, wenn man es schafft diese Dinge ausgewogen in sein Leben zu implementieren, wird man sicherlich ein glücklicheres und erfüllteres Leben leben.
Danke!
Ein schöner Wohlfühltext, der mit meinem Leben als alleinerziehende sehr wenig zu tun hat. Der dauernde Mangel an Anerkennung auf allen Ebenen zehrt mit den Jahren. Der dauernde finanzielle Mangel auch.
Lg Mona
ich finde deinen Beitrag sehr schön geschrieben!
Ich bin selbst alleinerziehend von 2 noch kleinen Söhnen und habe einen neuen Partner. Allerdings frage ich mich seit ein paar Wochen ob dieser neuer Partner u.a. ein "Energiefresser" ist (hört sich gemein an, ist aber nicht so gemeint).... Er ist toll und liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab..... Hat für alles (und wirklich ALLES) Verständnis, und doch kann ich seinen "Anforderungen" nicht gerecht werden.
Ein zusammen ziehen kommt für mich auf garkeinen Fall in Frage, da ich das 1. Mal im Leben allein lebe und ich es großartig finde....
Ich merke einfach, das eigentlich keine Zeit für eine Partnerschaft da ist! Man hat den ganzen Tag soviel um die Ohren und wenn die Kinder endlich im Bett sind, freut man sich für sich zu sein. Dann hat man auch noch Freunde und man merkt, ein neuer partner kommt viel zu kurz!
Mit einer Partnerschaft muss man ja auch wieder Kompromisse eingehen, und ich finde es schwierig als Alleinerziehende Kompromisse einzugehen, da der ganze Tagesablauf aus Kompormissen besteht auf Grund der Kinder.
Sehr Konfus alles :-)
Mir geht's nämlich ganz genau so. Partner neu ohne suchen (ist mir zugelaufen) 1zu1 deine Geschichte.
Statt glücklich darüber zu sein (weil man ja laut anderen froh über so einen Mann sein soll)
Ist es mir völlig egal, ob er nun Verständnis für irgendwas hat z.b. das ich eventuell zu nachgiebig bin mit meinen Kindern. Es ist mir einfach egal!!! Ich bin so wie es ist, zufrieden.
Liebe Grüße, Conny
das hast du total recht. Es ist für alle ein Muss. Zeit und Geld spielen auch eine Rolle. Und ja, es ist ungerecht. Doch was wäre trotz allem Mist dennoch ein kleiner Minischritt? Vorausgesetzt man möchte das überhaupt. Alles Gute für Dich
es ist gut, dass Du das Selbstbewußtsein der Alleinerziehenden stärkst und wohl nötig, dem Feedback nach zu urteilen. Ich war 15 Jahre alleinerziehend, mein Sohn ist gerade 18 geworden und ich werde 40. Meine Mutter und Oma waren auch alleinerziehend. Für mich war das nichts Ungewöhnliches oder Makelbehaftetes. Ich behaupte, mein Leben ist so glücklicher verlaufen, als in der bürgerlichen Kleinfamilie. Und ich würde mich wieder so entscheiden. Ich bin mit meinem Sohn über drei Kontinente gereist, das wäre mit dem Vater dazu nicht möglich gewesen, ich habe mir eine Selbstständigkeit aufgebaut, mein Sohn macht das Abitur, ist weltoffen, interessiert und kann sich ausdrücken. Viel Geld hatte ich nicht zur Verfügung, entbehren mussten wir trotzdem nichts.
Ich empfehle, raus aus dem Defizit, wir leben im 21. Jahrhundert. Wir hatten niemals so viele unterschiedliche Lebenskonzepte zur Auswahl. Es gibt Familie, Freunde, Kindergärten, Schulhorte, auch für zwischendurch mal kurz den Fernseher oder Computer. Konzentrieren wir uns auf das, was da ist und wirklich zählt - auf uns selbst, das Kind/die Kinder, die Liebe zum Kind, die vielfältigen Möglichkeiten, für die wir uns entscheiden können, wir müssen halt nur selbst hinschauen und auch mal was wagen.
Und wenn jetzt die Politik noch dafür sorgt, dass jede und jeder, egal ob alleinerziehend oder nicht, sich entscheiden kann, auch mit wenig Geld und Konsumgütern zur Verfügung, gut leben zu können und den Kindern eine gute Bildung zu garantieren, dann können wir aus dem Kopf herauskommen und das Leben mit Kindern leben und genießen.
Franziska
das war wirklich ein sehr inspirierender Text. Danke! Ich lebe mit meinem Kind in einer konventionellen Kleinfamilienbeziehung und hadere schon lange mich zu trennen und eigene Wege zu gehen aber die Vorstellungen der Gesellschaft machen mir Angst und ich habe mich bis jetzt noch nicht getraut zu gehen. Es wäre schön, sich per Email nochmal mit Ihnen austauschen zu können, denn Ihre Ansichten treffen genau meine Gedanken.
Herzlichst
Nicole
Die Probleme die Sie da ansprechen habe ich alle so nicht und ich frage mich immer wieso andere überhaupt so ticken?!
Also warum so viele Menschen glauben, das "Leistung" wichtig ist. Ich bin nach Abitur und Zivildienst aus Überzeugung Krankenpfleger geworden und habe nicht wie alle meine Freunde studiert, weil ich dem Wettbewerbs- und Leistungsgedanken in der Gesellschaft schon früh nichts abgewinnen konnte. Der Beruf hat mich viele Jahre sehr zufrieden gemacht, auf Geld habe ich nicht geachtet. Mittlerweile mache ich etwas anderes und bin viel weniger zufrieden, trotz mehr Freizeit und Geld. Eine Rückkehr in den Beruf scheidet aber aus, da mir die freie verfügbare Zeit für meine Tochter dann doch das wichtigste ist.
Zum Artikel: finde ich grundsätzlich gut, aber wer ist so "dumm" zu glauben er schaffe alles alleine? Diese Selbstüberschätzung ist maßlos.
Ich bin noch nie, in keinem Kontext auf die Idee gekommen, das schaffe ich Alles alleine.
Ach doch warten Sie, beim Toilettengang behaupte ich das (noch!) :)
Alles was sie zu Recht anführen trifft nicht nur auf Alleinerziehende zu, sondern auf all diejenigen, die nach dem gegenwärtigen Missverständnis von Harmonie und Leistungsgesellschaft leben und sich dabei hochgradig vernetzt von geschönten Tatsachen und falschen Vorbildern aus den Medien mit "den Anderen" vergleichen.
„Wer sich an seine fest geprägten Gefühle hält und sich danach richtet, der ist mit sich immer im Reinen. Was braucht der sich auf anderer Erkenntnisse zu verlassen?“
Zhuangzi
Das Problem ist, das sich kaum jemand Zeit nimmt wirklich zu fühlen und in sich hinein zu hören. Das ist wiederum dem Irrglauben und den Leitsätzen der Leistungsgesellschaft geschuldet:"Nur was effektiv wächst ist gut."
Aber:
"Die Natur eilt nicht und doch wird alles erreicht." Laozi
Besinnt euch auf ein natürliches Maß und fragt euch was ihr wirklich benötigt.
Die erste Frage die sich jeder stellen sollte ist: Wie wichtig ist es für mich mich zu langweilen?
Wahrscheinlich werden 99% sagen das Langeweile schädlich ist und sich diese sinnlos vertane Zeit nicht leisten können.
Alleinerziehend schon gar nicht.
Daran können Sie leicht erkennen, das sie noch viel zu lernen haben, denn ohne sich zu langweilen, ohne Ausreichend Muße werden Sie im Leben vielleicht sehr vieles erreichen, aber nichts Wesentliches, um sich selbst und ihrem eigenen Wesen und wie es in Bezug zu ihrem Umfeld und der Natur stehen muss näher kommen können. Das bedeutet sie werden nie wahre Zufriedenheit erlangen, denn Geld und Erfolg machen nicht glücklich, oder wenn nur so lange wie es da ist und das Verlangen nach echter Zufriedenheit vortäuscht.
Jede kurzfristige Befriedigung hinterlässt Ihnen ein Loch und ein Verlangen nach mehr.
So gerät man in einen Teufelskreis, immer weiter diese Sehnsüchte zu befriedigen.
Wer aber wirklich zufrieden ist, der braucht das alles gar nicht und ist aus sich heraus entspannt und eben zufrieden.
"Glück ist Selbstgenügsamkeit."
Aristoteles
Viktor Frankl schrieb einmal sinngemäß,das der Mensch eine Aufgabe braucht um erfüllt zu sein, das kann die Hingabe zu einer Arbeit, aber auch zu einer Person sein.
Wichtig ist, das sie sich selbst vergessen können, sich nicht auf sich konzentrieren, sondern auf die Aufgabe, den oder die Anderen. Uneigennützig und selbstvergessen.
Die Buddhisten würden ich-los sagen (ich bin kein Buddhist oder stünde dem Nahe).
Und dann stellen Sie fest: Sie sind viel mehr bei sich, als wenn sie aktiv versuchen bei sich zu sein und sich selbst bewusst etwas Gutes tun wollen, z.B. in dem sie sich eine kleine Auszeit nehmen. Denn wenn sie diese nicht als verdient wahrnehmen, drückt ihnen das schlechte Gewissen ganz unbewusst doch den Schuh. Das zweite ist das Glücklich sein einen Grund braucht, man kann nicht darauf hinarbeiten glücklich zu sein.
Das ist paradox, so wie es paradox ist sich aktiv und geplant entspannen zu wollen.
Sie können ja auch nicht auf Kommando lachen oder weinen.
Sie können sich weder für das Glück noch zur Entspannung aktiv entscheiden! Wer einmal richtig darüber nachdenkt kommt hoffentlich zu dem Schluss, das das wirklich unmöglich ist. Zufriedenheit und Entspannung stellen sich ein, wenn die Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Und diese Voraussetzungen können nicht künstlich erschaffen oder aktiv und bewusst herbeigeführt werden.
Wenn sie das tun, z.B. nehmen Sie sich am WE immer die Zeit mal eine Stunde nichts zu tun, wenn der Haushalt erledigt und das Kind beschäftigt ist, dann bringt das oberflächlich Entspannung und Sie ruhen sich auch tatsächlich aus. Aber wie entspannt sind sie wirklich? Ich vertrete die These das man entweder entspannt und entschleunigt ist, also als Wesenszug oder nur oberflächlich und kurzfristig entspannen kann, von der Grundhaltung her aber immer getrieben und z.T. gehetzt ist. Das haben wir aus meiner Sicht wieder der Erziehung in einer Leistungsgesellschaft zu verdanken. Gute Leistungen werden belohnt, schlechte bestraft.
Kennen Sie die Art der Entspannung, wenn es ihnen wirklich sehr, sehr schlecht ging und plötzlich alles von Ihnen abfällt, weil sie sich in dieser Notlage auf das Wesentliche besonnen haben? Also Atmen, Essen, Trinken, schlafen und ansonsten alles an Ihnen wie in einem Film den sie zwar wahrnehmen, aber nicht verfolgen und nahezu gleichgültig an Ihnen vorüberzieht? Das ist Entspannung, wenn sie nichts mehr im Blick außer dem Wesentlichen haben und das Schicksal, in diesem Beispiel ein schweres, unveränderliches und nicht zu beeinflussendes akzeptiert und angenommen haben.
"Jeder weiß wie nützlich es ist nützlich zu sein, aber niemand weiß wie nützlich es ist unnütz zu sein."
Zhuangzi
Jemand der in Muße leben kann und keinen Ehrgeiz kennt, jemand der ein gesundes Maß gefunden hat auf äußere Umstände zu reagieren, ohne dabei in übereifriges Tun und Wollen zu verfallen, ist ausgeglichen und zufrieden, genügsam und demütig und hat sein Schicksal angenommen. Das wäre dann der Punkt 5 im obigen Artikel.
Ich frage mich wirklich warum so viele Menschen nicht zu diesen wesentlichen Erkenntnissen vordringen und sie umsetzen und sich mit Problemen herumschlagen, die eigentlich keine sind und so wenige Menschen sich wirklich erkennen und ihren Rhythmus finden.
"Erkenne dich selbst."
Niemand wurde geboren, um glücklich zu sein.
Niemand wurde geboren, um erfolgreich zu sein.
Niemand wurde geboren, um perfekt zu sein.
wir wurden geboren, um zu leben und zu leben bedeutet seinen Platz in der Natur zu finden, seine Fähigkeiten zu entdecken und eine Aufgabe zu finden, die er gemäß seiner Fähigkeiten übernehmen und bewerkstelligen kann.
Und es gehört dazu dabei zu scheitern, es gehört dazu dabei ineffektiv zu sein.
Harmonie bedeutet das sich Erfolge und Misserfolge die Waage halten, das sich Lachen und Weinen die Waage halten, denn wer nur gewinnt, der weiß den Erfolg bald nicht mehr zu schätzen und verliert das rechte Maß, um noch erfolgreicher zu werden, sich zu übertreffen. Das geschieht leider sehr oft auf Kosten anderer.
Wer sich selbst zu übertreffen versucht ist ein eitler Narr oder Narzist und wird Notgedrungen scheitern.
"Unser Leben ist endlich, das Wissen ist unendlich. Mit dem Endlichen etwas Unendlichem nachzugehen, ist gefährlich."
Zhuangzi
Ohne anzuerkennen das Harmonie bedeutet das sich alles die Waage hält ist kein echtes, nachhaltiges Wachstum möglich und alles gerät aus den Fugen. Schauen Sie aus dem Fenster, die Menschen, mich eingeschlossen, versuchen überall und immerzu mehr zu sein als sie sind und der einzige Grund dafür liegt in unserer Bewusstwerdung durch die wir einen echten Bezug zur Natur mehr haben und nach E. Fromm aus ihr heraus transzendiert sind.
Würden wir ausreichend geliebt und gefördert werden, würden wir zufrieden sein können, dann würden wir auch nicht um jeden Preis versuchen Aufmerksamkeit zu erlangen und Dinge tun, die weder natürlich noch angemessen sind.
In diesem Sinne wünsche ich allen, das sie die o.g. Punkte beherzigen. Ich tue das schon sehr lange und bedauere es wirklich das es überhaupt gesagt werden muss und so viele Menschen abekommen sind von sich selbst.
danke für diese weisen und schönen Worte. Ich kann diesen nur zustimmen. Wunderbar. :)
Alles Gute
Alexandra Widmer
mich hat dein Kommentar sehr beeindruckt - so sehr, daß ich dich unglaublich gerne kennenlernen würde.
Bin (natürlich alleinerziehende) Mutter eines 10jährigen Jungen und sichere unsere Existenz als Schulsozialarbeiterin, Dozentin, Theaterpädagogin und so weiter.
Wenn du Alexandra Widmer erlauben würdest, mir deine E-Mail Adresse zukommen zu lassen oder du mir vielleicht eine süße kleine eine E-Mail schickst, fänd ich das richtig schön :)
K.S.
Er war zur richtigen Zeit da.
so wie es Katrin beschreibt, erzählt es mir meine Cousine auch immer wieder.
Klar wünscht sich so eine Situation niemand oder plant sie, aber sie meint auch, dass vieles einfacher geworden ist, seitdem das "dritte Kind" ausgezogen ist.
Aus solchen Aussagen nehme ich meine Kraft, nur dass ICH in dem Fall die Verlassende bin.
Leider sehe ich auch da das Problem:ich bin nicht die arme, bemitleidenswerte Verlassene, die Hilfe benötigt, sondern die Dumme, die selbst an ihrer
Situation schuld ist und jetzt mal zusehen kann, wie sie fertig wird.
Klar gibt es auch viele Verlassene,denen vorgeworfen wird, sie seien selbst Schuld, wenn sie verlassen wurden.Ist aber eher seltener, oder?
Auf jeden Fall liegt in meinem Fall für mich deswegen die Hemmschwelle weitaus höher, um Hilfe zu bitten, aus Angst um Ablehnung, da ich ja im "Unrecht" bin. Zudem ich nicht wirklich viele Anlaufstellen habe.
Meine Eltern sind auch nicht gerade begeistert von meiner "Aktion"(auch wenn es mir damit besser geht!andere Generation halt...), da kann ich auch nicht wirklich auf große Hilfe hoffen. Habe auch das Gefühl, sie sind zu sehr mit ihrem eigenen Leben und Rumgewurschtele beschäftigt, als dass ich das "verlangen" könnte. Also was soll ich sagen?Ich MUSS da wohl mehr oder weniger alleine durch.
Solange die Kinder und ich gesund sind ist ja auch alles ok und erträglich.
Ich habe einen guten Job und dementsprechend nicht die riesigen Geldsorgen, die viele Alleinerziehende haben. Klar bin ich angewiesen auf eine regelmäßige Unterhaltszahlung, sonst wird es schon ein bisschen eng. Aber da ich auch vorher nie verschwenderisch gelebt habe, wird es wohl gehen.
Die Frage ist ja, wie der AG es mitmacht, wenn die Kinder ständig krank sind, wie es letzten Herbst/Winter der Fall war. Da war ich aber gottseidank noch zu Hause.
Naja, ich bin ja geborene Pessimistin, es kann ja nur besser kommen, als ich es mir vorstelle(wenn ich so denke, bin ich aber doch Optimistin, oder?).
LG SilkeAusL
Deine Nachricht ist schon sehr alt! Aber ich bin da hängen geblieben und hoffe,das du meine noch liest. Mein Sohn ist 11jahre alt. Er redet ziemlich wenig. Heute war erfolgende Situation ,wir hatten jahresabschlussfest vom Fußballverein. Väter gegen Kinder gespielt. Nach der Halbzeit und einer kleinen Verletzung,wollte er sofort nach Hause. Ich habe gesagt,lass uns das Spiel noch zu Ende gucken. Er wollte nicht,hat sich aber gefügt. So ,wie er es immer macht. Er diskutiert nie,nimmt alles hin. Als er nach dem Spiel sagte,wir können fahren,bin ich auch sofort los mit ihm. In meinem Kopf war,sein Papa war nicht dabei und deshalb ist er traurig. Er sagt aber einfach,ich hätte da eh keine Lust auf dieses Fest. Kann ich ihm glauben?ich mache mir soviele gedanken. Habe meine Mama danach angerufen und geweint,er hat das wohl mitbekommen und mich später gefragt,warum ich geweint hätte . Ich sagte,das ich mir sorgen mache,ob es ihm gut geht. Er sagte,es wäre alles ok. Ich bin so mit einem schlechten Gewissen behaftet. Getrennt,Vollzeit arbeitend und er macht alles so toll mit. Aber kann ich ihm das glauben? Soll ich es lieber lassen mit meiner ausfragerei? Ich mache mir einfach solche Sorgen. Meine Eltern haben sich damals als ich 9 war auch getrennt,aber hatte. Ein gutes freundschaftliches Verhältnis. Das hat mir sehr gut getan. Leider habe ich überhaupt kein gutes Verhältnis zu meinem Ex Mann. Vor den Kindern mache ich immer auf heile Welt,aber glaube die Kinder spüren das. Er lässt kein gutes Haar an mir,dabei hat er da absolut kein Recht zu. Es ist so schlimm. Alles läuft nur überm Anwalt. Er macht mir das Leben so schwer(ich lebe noch im gemeinsamen Haus mit den Kindern,bezahle aber auch alle kosten) habe schon drei verfahren von ihm am Hals... weil er nur geldgeil ist. Ich habe langsam keine Kraft mehr,weil ich mich so um die Kinder sorge. Habe noch eine 8jöhrige Tochter,aber die macht mir keine Sorgen. Hast du vielleicht einen Tipp für mich?spll ich weiter „reden,ausfragen“ oder den Aussagen glauben und ruhig bleiben.???
Ich würde mich sehr über ein paar Zeilen von dir freuen.
Ganz liebe Grüße
Kerstin
ich stimme allen genannten Punkten zu - und ich gehöre zu den sehr zufriedenen Alleinerziehenden - , möchte aber noch einen Punkt ergänzen:
Zufriedene Alleinerziehende sehen auch die positiven Aspekte ihrer Situation und nutzen sie.
Ja, es ist anstrengend, alles "alleine" zu machen. Aber:
- Die Beziehung zu den Kindern wird viel enger.
- Man selbst wächst enorm an der Aufgabe und setzt viele unerwartete Energien frei. Das stärkt das Selbstbewusstsein enorm.
- Das Zusammenleben zuhause ist harmonischer (denn normalerweise war die Beziehung ja vor der Trennung zumindest eine Zeit lang nicht besonders harmonisch) und es kehrt Ruhe ein.
- Es eröffnen sich ganz neue Perspektiven. Der "Zusammenbruch" der bisherigen Lebensplanung ist zwar erstmal ein Schock und schmerzhaft, aber er bietet eben auch die Möglichkeit, die Zukunft komplett neu zu denken, Wege einzuschlagen, die vorher nicht möglich waren.
- Man hat die Chance auf eine bessere Beziehung. Heutzutage ist der Status "Alleinerziehend" kein Manko mehr in Bezug auf mögliche neue Partner. Und dieser neue Partner kann stärken, helfen, auch für die Kinder da sein, etc.
- Falls der andere Elternteil die Kinder manchmal zu sich nimmt, eröffnen sich neue Freiräume, die man für sich nutzen kann und sollte: Neue Hobbys und Aktivitäten starten, Freunde mal wieder ganz in Ruhe treffen, Ausgehen und Spaß haben, Kurztrips mit Freunden, Wellnesstage, etc. etc. Bloß nicht zuhause verkriechen!
Toll beschrieben!
Und ich glaube, Punkt 2 ist einer der schwerwiegendsten Faktoren. Wenn uns gewisse Freunde oder der Partner Zuneigung geben, dann finde ich es besonders (in sowieso schon anstrengenden persönlichen Phasen) wahnsinnig schwer, diese soziale Wärme und Anerkennung gehen zu lassen, selbst wenn sie sich nur unter großem Druck und ständiger Unterjochung (schönes Wort!) des eigenen Selbstwertgefühls erhalten lässt. Aber irgendwann müssen wir wohl alle mal lernen, NEIN zu sagen...
Eine schöne Liste, auch für nicht-Alleinerziehende :)
Liebe Grüße,
Arne
ich bin zwar nicht alleinerziehend, doch finde ich mich auch in vielen Punkten wieder.
Ich habe ziemlich dicht hintereinander zwei Kinder bekommen und war nicht selten überfordert. Das zweite wird ja doch oft nicht so ruhig und entspannt wie das erste. ;-)
Vorher bin ich mehr oder weniger "peacig" durch die Welt spaziert.
Das wurde nach und nach weniger. Gerade das großzügige Aussortieren des Bekanntenkreises halte ich für wichtig. Und das Wissen, dass man nicht immer und zu jedem nett sein muss.
Liebe Grüße
Rosa
ich hab Deine Texte schon länger abonniert.
Danke für die Inspiration!
Bei keinem Deiner Beiträge aber habe ich so intensiv wie bei diesem hier gedacht, dass man Alleinerziehend auch einfach durch Mutter oder Mensch ersetzen könne. Er wäre immer noch gültig :)
Mir helfen diese Überlegungen sehr!
Besten Gruß
P
Ich finde es wichtig auch mal eine Herz-Entscheidung zu treffen (gilt auch für alle), zum Beispiel ein gutes Coaching in Anspruch zu nehmen, was die Verwirrung löst, mal zum Heilpraktiker oder Shiatsu um den Körper wieder zu spüren. Dinge, die einem gut tun, machen! Und davon gibts so viele Sachen, die um dich rum sind. Wichtig ist die Entscheidung dazu! Ich habe eine Kur gemacht und dann meine Erfahrung mit der Trennung in meinem Blog verarbeitet, Meditationen und einen Onlinekurs dazu konzipiert.
...Und meine Tochter spielt am liebsten mit mir "schlafen", die Kleinen wissen auch was Mami oder Papi gut tut. Positiv denken.
vielen Dank für deinen Einblick.Ja, es ist nicht einfach andere um Hilfe zu bitten. Und doch ist es so notwendig in bestimmten Zeiten, um bei Kräften zu bleiben.
Ich wünsche dir auch alles Gute.
Viele Grüße Alexandra
Obwohl ich noch keine Kinder habe, mag ich diesen Artikel sehr!
Und finde es fantastisch wie viel Elan und Mut alleine durch deine Zeilen ankommen.
Danke für die wieder mal tollen Metaphern und die bewegenden Zitate :-)
Alles Liebe, Michaela
das freut mich sehr! Ich denke, dass vieles übertragbar ist ;).
Liebe Grüße Alex
ich stimme dir voll und ganz zu. Das betrifft nicht nur Alleinerziehende. Ich beobachte ganz viele Menschen in "normalen" Familien, die auch nicht glücklich sind und die sich in genau diesen Punkten von glücklichen Menschen unterscheiden.
Ohne Partner ist die Herausforderung viel größer, das ist mir klar. Doch um unser Mindset dürfen wir uns ALLE kümmern :-). Jeden Tag.
Herzlichst
Melanie
dass sehe ich auch so, dass viele von den beschriebenen Punkten auf eigentlich viele zutreffen können. Es gibt Tage, da geht es gut und andere Tage sind einfach eine Katastrophe....aber so ist es nun einmal!
Beste Grüße Alexandra
Das durfte ich nach meinem Burn-Out lernen. Und ja manchmal bin ich erschöpft und kann nicht alles erfüllen. Heute kann ich das besser akzeptieren. Nur das mit dem Hilfe und Unterstützung erhalten, da hapert es manchmal noch.
Aber wie gesagt, nobody is perfect ;-)
Liebe Grüße
Silke
vielen Dank für deinen Kommentar. Wenn ich einen perfektionistischen Anspruch hätte, gäbe es diesem Blog nicht. Und auch ich habe noch einiges zu lernen! Aber es lohnt sich dran zu bleiben!
Alles Gute Alexandra
danke dir für deinen Beitrag - ist super umfangreich und nützlich geworden finde ich! :-)
Sogar ich als Mensch ohne Kinder nehme was mit: Ich muss Perfektion loslassen. Eine Trainerkollegin (15 Jahre Management-Erfahrung in internationalen Konzernen und promoviert) meinte letztens zu mir:
"Perfektion ist unprofessionell"
Recht hat sie, finde ich. Auch und vor allem im Privatleben! Es reicht, es gut zu machen...
LG, Nils
eine sehr gute Aussage von deiner Kollegin. Man ist auch mit Fehler (besser Erfahrungen) liebenswert. Mein Lieblingssatz lautet: Fange an, bevor du bereit bist.
Danke für deine Blogparade!
Liebe Grüße Alexandra
Was denkst du?